Ein Betonschiff ist ein Schiff mit einem Rumpf aus Beton, der mit Stahl oder mit anderen geeigneten Bewehrungseinlagen versteift ist (Wikipedia).
Gibt es abstrusere Vorstellungen wie ein Schiff aus Beton? Wohl kaum! Jedenfalls fällt es mir schwer. Es gibt aber tatsächlich einige Vorteile gegenüber den bekannten Bauweisen aus Holz, Stahl oder Kunststoff:
- sehr widerstandsfähig
- kein Schädlingsbefall, wie etwa bei Holz
- deutlich weniger Anhaftungen von Algen und Meerestieren
- geringer Aufwände für Pflege und Instandhaltung
Natürlich ergeben sich auch Nachteile, wie:
- deutlich höheres Gewicht
- dadurch schlechtere Manövrierfähigkeit und
- höhere Betriebskosten
Schon im 19.Jahrhundert erkannte man die Möglichkeiten und baute erste Boote z.B. in den Niederlanden und Italien. Im 20.Jahrhundert baute man auch in Deutschland erste Betonschiffe, was allerdings erst einmal nicht in einen Serienbau überging. Ab 1940, aufgrund veränderter Bauweise (Schalenbauweise) konnten man jedoch in Deutschland in Serie gehen. Es sollen wohl 50-200 Stück gewesen sein. Und kaum zu glauben, aber durch die lange Lebensdauer sind heute noch Betonschiffe im EINSATZ!
Einige „bekannte“ Betonschiffe liegen als Museumsschiffe oder Gastronomieschiffe in verschiedenen Häfen. Eines liegt vor Redentin auf einer Sandbank.
„Das Betonschiff von Redentin wurde zwischen 1943 und 1944 in Ostswine gebaut und sollte in Wismar ausgerüstet werden. Es strandete während der Überführung in der Wismarer Bucht vor dem ehemaligen Fischerdorf Redentin, heute Teil der Stadt Wismar (Stadtteil Wismar Nord), in der Nähe seines jetzigen Standorts. Vermutlich wurde es danach nie als Schiff, sondern nur als Lager genutzt. Bei dem Versuch, das Schiff in den 1960er Jahren in den Hafen von Redentin zu schleppen, lief es an seinem jetzigen Standort auf eine Sandbank auf.“ (Wikipedia)
Und genau das soll das Ziel unseres heutigen Ausfluges werden. Natürlich liegt hier einer der bekanntesten LostPlace-Caches. Die „Betonschiff-Crew“ war schnell zusammengestellt. Jeder mit unterschiedlichen Stärken, so dass dem Entern des Schiffes und dem Bergen des Caches nichts mehr im Weg stehen sollte.
Um 08:00 Uhr ging es aus verschiedenen Richtungen mit 4 Autos in Richtung Wismar. Reichlich ECA in den Autos verstaut, gut aufgeladene Akkus und leere Speicherkarten für mindestens 5 Kameras und natürlich Proviant für die Exkursion.
In Redentin angekommen, wurden die Sachen ausgepackt, sortiert, angezogen. Es wurde gegessen, getrunken und gefachsimpelt, nicht zu vergessen: auch viel gelacht. Wir stellten uns vor, wie echte Expeditionen aussehen mögen…
Letztlich ging es dann endlich los. Ein gutes Stück zu laufen war es schon und es war auch nicht wirklich ein Weg. Eher ein Feldrand, der mit unserem Geraffel etwas beschwerlich war. Aber immer die Küste und das Betonschiff im Blick, konnte uns das nicht weiter abhalten. Nach ca. 20 Minuten kamen wir am Wasser an und machten uns sofort an die Arbeit. Boote aufpumpen. Das hat eigentlich ganz gut geklappt, sogar eine Elektropumpe hatten wir dabei. „Nur“ ganz gut deswegen, weil das einzig motorisierte Boot von loggerimjogger wollte sich mit keinem vorhandenen Adapter anfreunden… Naja unsere beiden Hunde, Fiene und Bonny, bewachten alle Sachen, die am Ufer bleiben mussten, so auch das platte Boot. Somit wurde die „Fährlogistik“ kurz neu ausgetüftelt und die verbleibenden Boote mehr als geplant zum Personentransfer genutzt. Der Rest wurde geschultert oder im Wetpack durchs Wasser gezogen.
Alles verlief super. Am Schiff angekommen, konnten auch alle das Deck trockenen Fusses erklimmen. Und dann ging es los: DIE SUCHEREI! Alle Ecken und Winkel wurden begutachtet, grosse Frachträume inspiziert, grosse und kleine Luken wurden genutzt, um ins innere des Schiffes abzutauchen, auch wenn die Öffnungen manchmal kleiner waren, als sie aussahen…
Um unsere ca. 1,5 Std. auf dem Schiff abzukürzen, der Cache hat sich, wie schon in so vielen Logs vorher geschrieben, im letzten Loch, da wo man mit Sicherheit nicht rein will, versteckt. Die Frage war jetzt nur noch: wie und wer traut sich? Es wurde schlagartig still an Bord. Man hörte den Wind, die seichten Wellen, vielleicht sogar ein bißchen Möwengeschrei. Alles, was vorher nicht zu hören war!! – Unserem begeisterten Schnattern und Lachen und Freuen geschuldet… Wie in der Schule guckte der Eine den Anderen an und der wieder weg… Aber jetzt aufgeben? Die Zusammensetzung des Teams spielte uns jetzt wieder einmal in die Karten. Überlegen und souverän grinste der Mr.Geocowboy, lies uns mit erstaunten Blicken stehen und holte ganz lässig sein Kletterzeugs aus dem Rucksack. Unser ängstliches Schweigen wich dem ehrfürchtigem Schweigen. Wir schauten genau zu, keiner wagte mehr den dummen Spruch, den wir immer gerne auf den Lippen haben, denn uns war klar: unsere heutige Glückseligkeit liegt jetzt in den Händen eines Einzelnen.
Wie sich einige Zeit später herausstellen sollte, in guten Händen 🙂
Jetzt galt es nur noch den Heimweg unbeschadet zu überstehen. Einigen Höhenängstlern wurde erst jetzt bewusst, dass eine Leiter hochzusteigen um einiges erträglicher ist, als sie wieder hinabzusteigen. Aber auch das wurde gut gemeistert. Etwas höherer Wasserstand und ein paar Wellen machten den Heimweg dann etwas beschwerlicher, aber nach diesem Erlebnis wich das Grinsen noch lange nicht aus unseren Gesichtern.
Erschöpft, aber glücklich kamen wir ca. 4 Std. nach unserem Aufbruch wieder bei unseren Autos an. Der Nieselregen kam jetzt ganz langsam in Gang, so dass wir unser Bier genüßlich unter der Markise trinken konnten.
Wieder einmal geht ein Geocaching-Abenteuer zu Ende. Ein unvergessliches…
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